ZWEI WERTVOLLE FRAUEN
„Ohne das Lächeln einer Frau ist das Haus kalt, sogar das Schloss.“
Als die kommunistische Staatsmacht zwischen 1948 und 1952 alle Privatunternehmen und Wohnhäuser des Landes enteignete, war bereits vorhersehbar, dass die geplünderten Besitztümer keine sorgfältigen Eigentümer haben würden. In den 1990er Jahren waren die Immobilienwerte in Inner-Erzsébetváros so stark verfallen, dass Investoren ihre neu erworbenen Immobilien lieber abreißen ließen, als sie zu renovieren.
Angesichts der sinnlosen Zerstörung und der minderwertigen Neubauten gründete die Architektin und Stadtplanerin Anna Perczel 2004 den Verein Óvás!. Ihre professionelle Organisation, bestehend aus Zivilisten, setzte sich hauptsächlich für die Verteidigung der alten Gebäude in Inner-Erzsebetváros ein. Dank ihrer Arbeit retteten sie 20 Häuser in Erzsébetváros vor dem Abriss.
Das Mietshaus in der Kazinczy-Straße 47, erbaut vom Kupferschmied Mika Tivadar, wurde vom Bezirk an die in Ungarn geborene Georgette Avruch und ihren Sohn Michael, amerikanische Staatsbürger, verkauft, so dass das Haus mit einem 58 Meter tiefen Innenhof problemlos abgerissen werden konnte.
Nach erfolgreicher Entschädigung und Umsiedlung der ursprünglichen Bewohner gelang es den Bürgern, den Denkmalschutz für das Anwesen durchzusetzen. Statt des Abrisses entschied sich Avruch 2009 schließlich für eine Renovierung, wobei sie auf jeden historischen Wert des Gebäudes achtete.
Nach den Plänen von Kristóf Szmetana und Ágoston Barkács wurde die Renovierung des Mietshauses 2011 abgeschlossen. Zusammen mit dem an der Stelle des ehemaligen Fabrikgebäudes stehenden Rückflügel entstanden insgesamt sechzehn Wohnungen mit einer Größe von 48 bis 110 Quadratmetern.
Im unteren Teil des Gebäudes eröffnete das Mika Tivadar Mulató, frei nach dem Namen des ehemaligen Erbauers, das neben seinen musikalischen Programmen, Gesprächen, Slam Poetry-Abenden und Theaterveranstaltungen auch für Kultur sorgte. Das Ruinenlokal war auch Austragungsort des Antré Festival 1.0.
Damit die Gäste der mittlerweile umgebauten Hotelapartments nicht durch Lärm gestört werden, wurde das Ruinenlokal 2021 geschlossen.